FAQ - Vertriebsstrategie

Welche Funktion erfüllt das Key Account Management – und wer braucht es?

Key Account Management (KAM) ist weit mehr als ein moderner Titel im Vertrieb – es ist ein strategischer Ansatz, der den Kunden in den Mittelpunkt der Organisation stellt. In einer Zeit, in der Geschäftsbeziehungen komplexer und individueller werden, ist professionelles Key Account Management der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum, Kundenzufriedenheit und Wettbewerbsstärke.


1. Der inflationäre Gebrauch des Titels „Key Account Manager“

In vielen Unternehmen wird der Titel Key Account Manager großzügig vergeben – oft, um die Attraktivität einer Vertriebsposition zu steigern oder erfahrenen Mitarbeitern Wertschätzung zu zeigen. Doch nicht jede Position, die so bezeichnet wird, erfüllt die tatsächlichen Anforderungen des Key Account Managements.

Häufig handelt es sich um klassische Vertriebs- oder Bestandskundenbetreuung, gegebenenfalls mit mehr Umsatzverantwortung. Diese Vermischung schadet jedoch dem Berufsbild des Key Account Managers, weil sie Erwartungen weckt, die organisatorisch nicht hinterlegt sind.


2. Wenn Titel und Kompetenzen auseinanderfallen

Wird der Titel Key Account Manager vergeben, ohne dass entsprechende Kompetenzen, Entscheidungsbefugnisse oder Prozesse etabliert werden, entsteht ein strukturelles Ungleichgewicht. Kunden erwarten eine strategische Betreuung, erhalten aber operative Standardleistungen. Intern führt das zu Frustration und Ineffizienz.

Unternehmen sollten deshalb prüfen, ob sie den Titel korrigieren – oder die Organisation so anpassen, dass sie das Key Account Management wirklich tragen kann.


3. Key Account Management als Managementsystem

KAM ist kein isolierter Vertriebsbaustein, sondern ein integriertes Managementsystem. Es basiert auf Customer Centricity – also der konsequenten Ausrichtung des gesamten Unternehmens auf den Kundennutzen.

Mit der Entscheidung für Key Account Management verlagern sich Kompetenzen aus einzelnen Abteilungen (z. B. Produktmanagement, Service, Marketing) in Richtung des Key Account Managers. Er wird zur zentralen Schnittstelle, die alle Aktivitäten entlang der Customer Journey koordiniert – vom ersten Kontakt bis zur strategischen Weiterentwicklung der Partnerschaft.


4. Die strategische Rolle des Key Account Managers

Je nach Organisation kann der Key Account Manager operativ oder beratend tätig sein. In vielen Fällen nimmt er die Rolle einer Stabsstelle ein – mit Fokus auf Key Account Planning, also der strategischen Planung und Steuerung der wichtigsten Kundenbeziehungen.

Er analysiert Potenziale, leitet Wachstumsstrategien ab und berät die Geschäftsführung bei der Priorisierung von Investitionen und Ressourcen.


5. Wann Unternehmen Key Account Management benötigen

Der Bedarf an Key Account Management hängt stark von der Struktur des Vertriebs ab:


  • Zentral organisierte Vertriebseinheiten nutzen KAM, um strategisch wichtige Kunden gezielt zu entwickeln.
  • Regional oder branchenspezifisch gegliederte Organisationen setzen KAM ein, wenn große Kunden in mehreren Bereichen aktiv sind und ein übergreifendes Management benötigen.


In beiden Fällen sorgt Key Account Management für eine koordinierte Ansprache und eine einheitliche Strategie gegenüber Schlüsselkunden.


6. Akzeptanz als Erfolgsfaktor

Der Erfolg einer Key Account Organisation hängt maßgeblich von der Akzeptanz des Modells innerhalb des Vertriebs ab. Key Account Management verändert Zuständigkeiten, Entscheidungswege und Kommunikationsstrukturen – es ist daher ein klassisches Change Management-Projekt.

Auch Kunden spüren diesen Wandel, denn ihre Ansprechpartner und Prozesse ändern sich. Offenheit, Transparenz und klare Kommunikation sind deshalb entscheidend, um Vertrauen zu sichern und den Übergang erfolgreich zu gestalten.


Fazit

Key Account Management ist kein Titel, sondern ein Organisationsprinzip. Es steht für die systematische, strategische und langfristige Entwicklung der wichtigsten Kundenbeziehungen. Unternehmen, die KAM konsequent umsetzen, steigern nicht nur Umsatz und Bindung, sondern auch ihre Anpassungsfähigkeit im Markt. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der internen Akzeptanz – und in der Fähigkeit, den Kunden wirklich ins Zentrum der Organisation zu stellen.

Tipp aus der Praxis

KAM als Transformationsprojekt denken

Wer ein echtes Key Account Management etablieren will, sollte es nicht als Vertriebsmaßnahme, sondern als Transformationsprojekt betrachten. Der Aufbau einer Key Account Organisation gelingt nur, wenn drei Bedingungen erfüllt sind:


  1. Klare Definition von Key Accounts: Welche Kunden sind strategisch relevant – und warum?
  2. Prozessuale Verankerung: Wie werden diese Kunden übergreifend betreut und gesteuert?
  3. Interne Akzeptanz: Wie wird die Rolle des Key Account Managers intern verstanden und unterstützt?


Ein gutes KAM braucht also nicht nur Strukturen, sondern eine gemeinsame Haltung – vom Top-Management bis zum Vertrieb.

Tipp

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